Hanf, Fruchtfolgen und gewaltfreie Kommunikation mit Kühen.
Mit einem Besuch der Bio Ranch Zempow im idyllischen Grenzland von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern fand am 06. Oktober 2021 bereits das zweite Treffen der operationellen Gruppe (OG) „Mob Grazing im Ackerfutterbau“ statt. Ziel war es, sich auszutauschen, den Betrieb mit seinen Flächen und Tieren kennenzulernen sowie die Erwartungen der Bio Ranch an das Mob Grazing Projekt zu diskutieren.
Die Bio Ranch Zempow bewirtschaftet 500 Hektar, davon hundert Hektar Wald sowie 150 Hektar Grünland und Naturschutzflächen. Hundert Mutterkühe der Rasse Angus leben fast das ganze Jahr auf der Weide. Zudem gibt es Pferde, Schafe und Ziegen, mehrere Ferienwohnungen und ein umfangreiches Seminarangebot.
1992 begann Betriebsleiter Dr. Wilhelm Schäkel die Arbeit auf sehr schlechten, durch die landwirtschaftliche Produktion heruntergewirtschafteten Sandböden in Zempow. Seitdem versucht er Humus zu mehren und das Bodenleben wieder zu aktivieren – durch ökologischen Bodenaufbau mit Wiederkäuern. „Wie der Bulle muss auch der Boden gutes Futter bekommen“ sagt Schäkel und der Erfolg gibt ihm Recht. Die Erträge der Bio Ranch Zempow haben sich seit Beginn der Bewirtschaftung verdoppelt. Erreicht wurde dies durch eine siebenjährige Fruchtfolge, geprägt vom Wechsel zwischen Acker- und Grünlandcharakter sowie Sommerfrüchten und Winterfrüchten. Ergänzt wird die Fruchtfolge mit Zwischenfrüchten, das langfristige Ziel ist der Mischfruchtanbau. Die Bio Ranch Zempow baut zudem Nutzhanf an, welcher großes Potenzial zur Bodengesundung und CO2-Speicherung hat.
Ein besonderes Anliegen ist Wilhelm Schäkel der stressfreie Umgang mit seinen Tieren. Schon seit 2008 setzt er mit der Methode des Low Stress Stockmanship auf die vertrauensvolle, gewaltfreie Kommunikation mit seinen Kühen. Er vermittelt sein Wissen in Seminaren für Studierende und Berufseinsteiger. Aktuell weiden die Tiere den Großteil des Jahres auf einer geteilten Portionsweide. Mob Grazing kann sich der Betrieb derzeit nicht vorstellen, obwohl der Weideaufwuchs bereits bewusst weniger abgegrast wird. Der Arbeitsaufwand für die verteilt liegenden, sehr unterschiedlichen Flächen wird als zu hoch eingeschätzt. Dennoch interessieren den Betrieb die Fragen, ob die Fleischerträge durch Mob Grazing gesteigert werden kann und wie man Prärieboden auf Ackerland erschaffen kann. Als Mitglied der OG „Mob Grazing im Ackerfutterbau“ wünscht sich Schäkel in dem EIP-Projekt daher klare Informationen zu dem Weideverfahren, da es aktuell schwierig ist, durch die unterschiedlichen Begrifflichkeiten im deutschsprachigen Raum zu navigieren. Hier will das Projekt unterstützen, unter anderem durch fortlaufende Beratung, den Aufbau einer Webseite sowie jährliche Feldtage und Workshops.