Mob Grazing kann eine klimaangepasste Beweidungsform für trockenheitsgefährdete Dauergrünlandflächen sein und damit Teil einer zukunftsfähigen Weidestrategie. Aus den Erfahrungen in den USA und Kanada sowie Australien wird berichtet, dass durch Mob Grazing Kohlenstoff im Boden eingespeichert und Humus aufgebaut werden kann. Hier handelt es sich überwiegend um das Weiden von Herden auf Grasland entsprechend dem Dauergrünland auf europäischen Böden, das nicht umgebrochen wird.

Mob Grazing soll zu einer verbesserten Biodiversität des Grünlandes beitragen und gleichzeitig den Parasitendruck vermindern. Die hohen Besatzdichten sollen außerdem die Effizienz der Futterernte steigern. Die Wissenschaftler*innen Zaralis und Padel (2017) beschrieben sogar eine Verdopplung bis Verdreifachung der Grünlanderträge unter Mob Grazing. Diese positiven Effekte im Vergleich zu anderen Beweidungsformen könnten sich dadurch erklären lassen, dass Mob Grazing das natürliche Weideverhalten von Wildtierherden imitiert. Wisente und Auerochsen zogen vor ihrer Domestizierung vor circa 11.000 Jahren ungehindert durch Europa und beweideten dessen Graslandschaften. Es entstanden jene Großebenen, wie etwa in der Ukraine, die heute als Kornkammern bezeichnet werden. Die historische Beweidung der Steppenböden durch die Wildtiere ist der Grund für deren hohe Fruchtbarkeit und dicke Humushorizonte.

Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde beforscht die positive Wirkung von Mob Grazing auf Grünland in ihrem jungen Fachgebiet Nachhaltige Grünlandnutzungssysteme und Grünlandökologie. 2021 startete ein Projekt zum Einsatz von Mob Grazing auf naturschutzfachlich wertvollen Dauergrünlandflächen mit dem Titel „Mob Grazing in Nordostdeutschland“. Es wird ein Versuch am Standort Liepe am Rand des Niederoderbruchs auf sehr leichten und hängigen Grünlandflächen durchgeführt. Das kupierte Gelände ist überwiegend von trockenen Glatthaferwiesen mit Übergängen zu Halbtrockenrasen bestanden, teilweise versehen mit Busch- und Baumgruppen. Innerhalb dieses Gebietes wird auf einer 21 ha großen Fläche eine Angus-Mutterkuhherde mit 20 Mutterkühen und ihren Kälbern als Versuchsherde im Mob Grazing-Verfahren gehalten. Auf einem benachbarten Grünlandschlag von 11,3 ha wird als Referenzbeweidung eine betriebsübliche extensive Koppel-Standweide durchgeführt. Dieses Beweidungsverfahren wird mit einer Mutterkuhherde umgesetzt, die in die Rotationen des Betriebes eingebunden ist.

In Liepe konnte Mob Grazing auf Grünlandflächen gut etabliert werden. In diesem Video erklärt Manuel Winter anschaulich die komplexen ökologischen Zusammenhänge im Grünland und die entsprechenden Anforderung an und Potenziale des Weidemanagements.

Titelfoto: Mob Grazing in Nordostdeutschland

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